Die teilweise verwickelte Entstehungsgeschichte der Stücke, vor allem der von Bachs Sohn Wilhelm Friedemann bearbeiteten Kantate BWV 80, mindert nicht die Hoffnungsstärke, die die Musik ausstrahlt. Und die schien Hage mit Vehemenz, quasi als positive Antwort auf die Krise, zum Ausdruck bringen zu wollen.
Der Eingangschor von „Lobe den Herren“ erstrahlte in der Kirche St. Michael in vollem Glanz. Der Kammerchor sang wie befreit, wobei er trotz der Zwangspause nichts von seinem musikalischen Format eingebüßt hat. Im Ensemble für Alte Musik arcipelago hatte er wieder bewährte Helfer an seiner Seite, die auch die heiklen solistischen Aufgaben vorzüglich lösten.
Wobei Hage bisweilen Tempi anschlug, etwa im wilden Choral „Und wenn der Teufel wär“ aus op. 80, die selbst derart versierte Musiker an ihre Grenzen brachten. Anerkennung verdient unter diesem Aspekt der Bassist Jens Hamann, der die virtuosen Figurationen in der Arie „Alles, was von Gott geboren“ aus derselben Kantate nahezu mühelos bewältigte.
Auch diesmal stellte Hage ein zuverlässiges, recht homogenes Solistenquartett zusammen – mit Hamann, Heike Heilmann (Sopran), Julia Spies (Alt) und Florian Cramer (Tenor). Von geringen Intonationsschwankungen abgesehen konnte man sich an klangprächtigen Bach-Interpretationen erfreuen, die das Publikum mit entsprechendem Beifall quittierte.